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Wanderregionen

Auf einen Blick

Ausserberg VS
05.04.2024 • Text: Rémy Kappeler
Bilder: Rémy Kappeler
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Über Natursteine geht es von St. German nach Ausserberg.

Wichtiger Saumweg für Kirchgänger

Für das Dorf Ausserberg war der heutige Wanderweg nach Raron eine wichtige Verbindung zur Aussenwelt. Wer aufmerksam wandert, sieht dies dem Weg an: Kurz nach St. German ist der Weg gepflästert, Natursteine in allen Grössen geben Halt für den kurzen, aber steilen Anstieg. «Die Bauern brachten im Winter ihre Weine sowie den Trester von ihren Rebgütern in St. German nach Ausserberg», erzählt Dorfhistoriker Edwin Pfaffen. Die wuchtige Weinpresse steht noch heute im Dorfzentrum und kann besichtigt werden.

Bis zur Eröffnung der Lötschbergbahn 1913 als auch der Strassenverbindung nach Visp 1963/64 war Ausserberg nur über zwei Saumwege erreichbar. Einer führte zum Marktort Visp, der nach 1909 wegen der Lonza-Fabrik vermehrt auch zum Arbeitsort wurde. Der andere Weg nach Raron diente neben landwirtschaftlichen Zwecken auch als Kirchweg, bis 1867 in Ausserberg eine eigene Pfarrei gegründet wurde.

Noch heute ist Raron bekannt für seine Kirchen. Die Burgkirche St. Romanus wurde nach den Überschwemmungen des Bietschbaches im 15. Jahrhundert und der Zerstörung der alten Kirche auf dem Burghügel neu gebaut. Der dortige Wehrturm wurde in das Bauwerk eingearbeitet. Die Pfarrkirche weist wunderschöne Fres- ken auf, die 1923 wieder entdeckt und 1970 restauriert wurden. Die bekannteste zeigt das Jüngste Gericht, die grösste Wandmalerei der Schweiz aus dem 16. Jahrhundert.

Die zweite Kirche von Raron ist die Felsenkirche St. Michael. 6000 Kubikmeter Stein wurden aus dem Felsen unter der Burgkirche herausgebrochen, das entspricht dem Inhalt von fast drei 50-Meter-Schwimmbecken. Nachdem die Kirche 1974 eröffnet wurde, standen die Touristencars und Hoch- zeitsgesellschaften Schlange. Sitzplätze für 500 Menschen stehen in der Kaverne mit ihrer zwölf Meter hohen Felsendecke bereit. Ein Glasfenster über dem Tabernakel mit dem Erzengel Michael, der gegen einen Drachen kämpft, sowie Palisadenwände rahmen den Kirchenraum ein. Der Raum ist angenehm kühl und ruhig, ideal für einen kurzen Besuch nach einer Wanderung an der sonnigen Südrampe.

Klein, aber fein

Oberhalb von Raron, bei Fuggser, biegt die Niwa-Suone aus der steilen Flanke des Bietschtals in den besonnten Hang des Rhonetals. Es ist eine kleine, aber feine Suone, die gewöhnlich ab April Wasser zur Bewässerung des Kulturlands führt und meist im Schatten bis nach St. German führt. Nicht zu verwechseln ist sie mit der spektakulären Niwärch- Suone bei Ausserberg.

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Kühles Nass in der Niwa-Suone.

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Der Rastplatz ist einfach, aber schön.

Historischer Rastplatz

Im Dorfkern von St. German lässt sich gut rasten: Für Wandernde gibt es den Picknickplatz Briggilti in einer alten Stallscheune. Diese wurde vor einigen Jahren saniert und umgenutzt. Den gemütlichen Ort geschaffen hat die Stiftung Pro Raronia Historica. Sie setzt sich für die Erhaltung und Sicherung der historischen Bausubstanz der Dörfer Raron und St. German ein.

Des Teufels Abdruck

Beim Friedhof der Burgkirche hat der Teufel auf einem Steinweg seinen Abdruck hinterlassen. Und das kam so: Raron besass lange Zeit die einzige Kirche weit und breit. Als nun Unterbäch auf der anderen Talseite eine baute und sie vom Bischof weihen lassen wollte, passte dies den Männern von Raron gar nicht. Ein Fremder bot ihnen an, er werde die Aufgabe übernehmen. So passte der Mann den Bischof im Rhonetal ab, um diesen an der Anreise zu hindern. Doch der Bischof bekam Wind davon und erreichte Unterbäch auf einem Umweg. Der Fremde – es war der Teufel selbst – stampfte auf der Felsplatte, auf der er stand, und hinterliess ebendiesen Abdruck. Wutentbrannt verliess er das Tal. Wie die Platte den Weg zur Burgkirche fand, ist unbekannt.

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Ein Stein mit teuflischen Zeichen.


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Allerlei Geschichten an der Südrampe
Raron — Ausserberg • VS

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Nicht ganz zwei Stunden ist sie lang, diese einfache Tour. Interessierte Wandernde werden aber deutlich mehr Zeit benötigen, denn es gibt viel zu sehen. Schon in Raron lohnt sich der Besuch der beiden Kirchen: Die eine ist in den Felsen gehauen, die andere steht oben auf dem Felsen. Die Felsenkirche St. Michael ist das grösste Gotteshaus Europas der Neuzeit, das sich in einem Felsen befindet. Damit ist sie auch ein Ort für eine Abkühlung. Oben thront die Burgkirche St. Romanus mit einer schönen Freske und dem Grab des Dichters Rilke.
Im Dorf geht die Wanderung am Maxenhaus mit dem wohl ältesten Briefkasten der Schweiz vorbei. Er wurde Ende des 18. Jahrhunderts eingebaut. Spannend am Haus sind auch die Fensterbögen, die nur einige Zentimeter aus dem Boden ragen: Im 16. Jahrhundert wurden Parterre und Keller mehrfach überschwemmt und mit Geröll gefüllt.
Nach diesen Besuchen geht es steil durch ein Feld den Hang hinauf zur Niwa-Suone. Diese führt meist schon im April Wasser, für Abkühlung ist also auch hier gesorgt. Man folgt dem fliessenden Wasser, meist am Schatten, bis St. German. Wer nicht im dortigen Restaurant rasten will, kann dies in einer alten Stallscheune tun, die vor einigen Jahren in den Rastplatz Briggilti umgebaut worden ist.

Kurz nach dem Dorf geht es wieder bergauf. Man wandert auf dem alten Säumerpfad, auf dem die Bauern früher ihren Wein von St. German nach Ausserberg gebracht haben. Umgekehrt gingen die Menschen auf diesem Weg zur Messe nach Raron. Der Boden ist gepflästert mit Natursteinen. Einmal oben, führt der breite Weg aussichtsreich und sonnig bis nach Ausserberg mit seinen drei bekannten Suonen.

Da möchte ich hin

Rémy Kappeler

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